Warum ausgerechnet der Hund?

Pädagogische und therapeutische Interventionen werden mittlerweile mit vielen verschiedenen Tierarten praktiziert. Die Tierarten sind auf vielfache Weise einsetzbar und können unterschiedlich agieren und wirken. Warum aber gerade der Hund in so besonderer Art und Weise geeignet ist für die Tiergestützte Pädagogik wird im Folgenden erläutert.

 

Dem Hund kommt verglichen mit anderen Haustieren ein besonderer Stellenwert zu. Die Gründe hierfür liegen vermutlich in der Tatsache, dass der Hund das älteste Haustier des Menschen ist, das Tier, welches der Mensch als erstes domestizieren konnte.

 

Ohne die Basis eines intensiven Interesses seitens des Menschen an dem Lebewesen Hund, hätten sich die beeindruckenden interspezifischen Kommunikationsfähigkeiten wohl kaum in derartiger Ausprägung entwickelt (vgl. Prothmann 2008, S.23).

 

Untersuchungen von Forschern aus Psychologie und Biologie ergaben, dass die menschliche Gestik und Mimik von Hunden besser gedeutet werden kann und somit ein besseres Verständnis diesbezüglich vorherrscht als bei den der Genetik des Menschen ähnlicheren Schimpansen. Die Erkenntnisse, dass selbst acht Wochen alte Hundewelpen dazu in der Lage sind – im Gegensatz zu selbst ausgewachsenen und an den Menschen gewöhnte Wölfe – belegen eine genetische Verankerung dieser kommunikativen Fähigkeiten.

 

Kein anderes Lebewesen konnte sich so gut an das Leben des Menschen anpassen und verfügt heute neben dieser besonderen Anpassungsfähigkeit an die vielseitigen Lebensumstände und -räume zudem über einzigartige Kommunikationsfähigkeiten, die ihm eine derart innige Beziehung zum Menschen ermöglichen.

 

 

„Kein anderes Tier hat so vollendet gelernt,

den Menschen zu verstehen wie der Hund“

 

 (Greiffenhagen & Buck-Werner 2009)

 

 

Wie und warum die Kommunikation zwischen Mensch und Tier so gut gelingen kann, liegt wahrscheinlich an den nonverbalen analogen Anteilen des Kommunikationsprozesses. Während Worte modulierbar und somit ihre Bedeutungen und Inhalte manipulierbar sind, wodurch eine Mehrdeutigkeit entsteht, welche Missverständnisse oder Unwahrheiten beinhalten kann, ist das, was durch Körpersprache mitgeteilt wird, weitaus ehrlicher, authentischer. Nonverbale Informationen können nicht verfälscht werden und besitzen somit einen höheren Wahrheitsgehalt und eine stärkere Aussagekraft.

 

Die Kommunikation zwischen Mensch und Tier beruht ausschließlich auf eben dieser analogen Kommunikation. Analoge Kommunikation spielt vor allem immer dann eine bedeutende Rolle, wenn es um Beziehungsaspekte geht, weshalb ihr gerade für pädagogische und therapeutische Settings eine enorme Wichtigkeit zukommt. Diese in sich stimmige Form der Kommunikation ermöglicht intensive Selbsterfahrung und schafft Authentizität. Und genau hier liegt ein wesentlicher Anteil des hohen therapeutischen Nutzens der Mensch-Tier-Interaktion: Hunde sind Meister im Deuten der menschlichen Körpersprache und noch dazu sehr empfänglich für Stimmungen.

 

Die Art des nonverbalen Kommunizierens zwischen Mensch und Hund ist geprägt von einer beeindruckenden Aktivität. Es gibt auf der Mensch-Tier-Beziehungsebene wohl kaum eine vergleichbare Form eines solchen Dialogs. Der Hund lässt seinen menschlichen Gegenüber Akzeptanz und Bestätigung erfahren, der Mensch fühlt sich verstanden.

 

Der besonderen Beziehung zwischen Mensch und Hund wohnt außerdem eine ebenso besondere innige Bindung inne. Diese intensive Bindung ist keineswegs einseitig, sondern geht auch vom Tier aus. Die Beziehungsqualität zwischen Menschen und ihren Hunden entspricht der zwischen Eltern und ihren Kindern. Im therapeutischen bzw. pädagogischen Setting kann die Möglichkeit des vergleichsweise raschen Beziehungsaufbaus und des Eingehens einer innigen Bindung genutzt werden, um Vertrauen aufzubauen und so eine sichere Atmosphäre zu schaffen. Auch wenn die Bindung zwischen Kind und ausgebildeten Hund im Rahmen Tiergestützter Pädagogik sicherlich nicht so innig ist, wie die zum eigenen Haustier, so verfügt sie doch vor allem bei Kindern über eine bemerkenswerte Intensität.

 

Seine enorme Anpassungsfähigkeit und Kooperationsbereitschaft sowie die Tatsache, dass er dem Menschen in der Regel unvoreingenommen gegenübertritt und ihn mit all seinen Defiziten bedingungslos anerkennt, machen den Hund zu einem so wertvollen Begleiter in Therapie und Pädagogik.

 

Zusammengefasst lässt sich demnach festhalten, dass die besondere Eignung des Hundes für tiergestützte Interventionen in erster Linie auf seine Nähe zum Menschen, seine Kontaktfreude, bedingungslose Akzeptanz und seinen auffordernden Charakter, seine Kommunikationsfähigkeit und die beruhigende Wirkung seiner Anwesenheit zurückzuführen ist. Nicht zuletzt spielt sicherlich auch die Flexibilität und Mobilität des Hundes eine Rolle, da er – anders als z.B. ein Pferd – fast überall hin mitgenommen werden kann. Dies ermöglicht Einsätze an den unterschiedlichsten Orten. Diese Eigenschaften machen den Hund zu einem wertvollen pädagogischen Begleiter.